Kirchenmusik ist Familientradition. Mein Vater war Organist mit C-Prüfung und lange Jahre in Eberswalde tätig. Mein Onkel war hauptamtlicher A-Organist in Berlin. Ich bin in Britz aufgewachsen und erhielt als Kind von meinem Vater Klavierunterricht. Als Jugendlicher wurde ich von unserem Pfarrer Berthold (verantwortlich für die Dörfer Golzow, Britz und Kolonie Britz) angesprochen, die Gottesdienste in den drei Kirchen musikalisch zu begleiten. Ich sagte begeistert zu, denn das war mir eine große Ehre und kam mir auch recht abenteuerlich vor. Fortan übte ich fleißig an Harmonium und Orgel als Autodidakt, denn mein Vater hatte keine Zeit, mir Orgelunterricht zu geben. Pedalspiel ging natürlich nicht, aber in die Gemeindebegleitung "fuchste" ich mich allmählich ein und so spielte ich für knapp zwei Jahre (1958 und 1959) bis zum Beginn meines Studiums in Leipzig fast jeden Sonntag zwei bis drei Gottesdienste in Britz und Golzow.
Meine berufliche Entwicklung brachte mich von der Kirchenmusik völlig ab. Die kulturelle Betätigung bestand in diesen Jahren aus der Hausmusik in der Familie, kleinen Konzerten mit Laienkünstlern (in erster Linie vor Belegschaftsangehörigen meiner Arbeitsstätte, der heute nicht mehr existenten Chemischen Fabrik im Finowtal), musikalisch-literarischen Vorträgen sowie der Arbeit in einem Betriebskabarett, den sog. "Chemiespitzen".
1991 sprach mich der Lichterfelder Pfarrer Tetzlaff an, ob ich einen Konfirmationsgottesdienst des Pfarrsprengels in der Werbelliner Kirche musikalisch begleiten würde und so saß ich am 19. Mai 1991 zum ersten mal wieder in einem Festgottesdienst am Harmonium. Eine Sehnsucht (die mich seit meiner jugendlichen Begegnung mit dem Instrument Orgel nie verlassen hatte) wurde seitdem wieder übermächtig und schon bald beschäftigte ich mich dank der Vermittlung des Pfarrers Tetzlaff und der Finower Kantorin Frau Winter als Autodidakt intensiv mit Orgelliteratur. Ich durfte an den Finower und Eberswalder Orgeln nach Herzenslust üben und im Gegenzug Vertretungsgottesdienste in der Region spielen. Mit dem Umzug unserer Familie 1994 nach Lichterfelde lenkte Pfarrer Tetzlaff meine Aktivitäten dann ganz schnell auf diesen Ort bzw. Pfarrsprengel. Anfangs war ja die Lichterfelder Kirche noch in der Endphase der Sanierung und die Orgel war in Einzelteile zerlegt eingelagert. Festgottesdienste, die trotzdem schon in der Kirche stattfanden. begleitete ich dann mit meinem Keyboard, an das ich große Lautsprecherboxen von meinem Radio daheim anschloss. Aufgestellt wurde das dann auf der Orgelempore.